Wald, Wiesen, Ackerflächen und Landschaftselemente fördern die Artenvielfalt. Foto: Heinz Gengenbach

Biotopvernetzung schafft wertvollen Lebensraum für Mensch und Natur

Im Rahmen des Bürgermeisterwahlkampfes wollen wir den Kandidaten die Möglichkeit geben, sich zu unseren Vorstellungen zu äußern. Deshalb finden Sie jetzt am Ende des Textes jeweils eine kurze Stellungnahme von Tobias Silbereis und Götz Hauptmann.

Die vom Menschen landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft ist das Ergebnis einer engen Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr auf reine Produktionsflächen reduziert, die Tieren und Pflanzen immer weniger Lebensraum bieten. Im Zuge des Klimawandels und der immer auffälliger werdenden ökologischen Katastrophen mit Absterben wertvoller Baumflächen, dem Rückgang von Insekten, Kleintieren und Vogelarten und stetiger Intensivierung der Landwirtschaft verschärft sich die Situation weiter. Eine aufgeräumte immer stärker rationalisierte Landschaft bietet einfach immer weniger Lebensräume für Wildtiere jeglicher Art.

Flurbereinigungsverfahren in den fünfziger und sechziger Jahren haben in erheblichem Maß dazu beigetragen, eine „aufgeräumte“, auf Großmaschinen angepasste Landschaft zu schaffen. Dadurch sollte eine rationellere Bewirtschaftung ermöglicht werden. In Ober-Ramstadt wurden als Ausgleich z.B. Obstbäume entlang von Wirtschaftswegen angepflanzt und auf persönliche Initiative Feuchtbiotope angelegt. Das reicht aber schon lange nicht mehr aus, um dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Vielmehr ist es notwendig, neue zusätzliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen und vorhandene Biotope zu vernetzen. Dabei müssen Belange von Landwirtschaft und Naturschutz, Erholung, Gewässerschutz etc. sorgfältig abgewogen werden. Es ist unerlässlich, die Pflege von öffentlichen Feldwegen und Ausgleichsflächen, Acker- und Uferrand­streifen sowie Grünland neben ihrer Wirtschaftlichkeit auch auf ihre ökologische Wirkung hin zu überprüfen.

Sämtliche Pflegemaßnahmen an Wegen, Hecken und Bäumen etc. sollten sich an den Pflegeempfehlungen von Naturschutzverbänden orientieren. Wir müssen uns von dem Prinzip der aufgeräumten Landschaft verabschieden ganz nach dem Motto: „Mehr Natur wagen!“

In Ober-Ramstadt steht schon seit mehreren Jahren die Erarbeitung eines gesamtstädtischen Feldwegekonzeptes auf der Tagesordnung. „Es wird höchste Zeit, dass in der Ober-Ramstädter Gemarkung ein Konzept zur Biotopvernetzung gemeinsam mit Landwirten und Naturschützern erarbeitet und zeitnah umgesetzt wird“, fordert Heinz Gengenbach, Vorstandsmitglied von Bündnis90/ Die Grünen in Ober-Ramstadt.

Positiv ist zu vermerken, dass in der neugebildeten „Kommission Landwirtschaft und Ökologie“ sowohl konventionelle als auch Bio-Landwirte sowie Vertreter des Naturschutzes und der Kirche mitarbeiten. Auch bei der Vergabe von städtischen Pachtflächen müssen ökologische Kriterien eine wichtige Rolle spielen. Dabei könnte ein von der evangelischen Kirche ausgearbeiteter Kriterienkatalog als Orientierung dienen.

Tobias Silbereis: Es muss wieder mehr geschützter Lebensraum für Pflanzen und Tieren entstehen. Konkret werde ich mich darum kümmern, dass auf unseren städtischen Grünanlagen und den Parks mehr Blühflächen angelegt werden. Der Austausch mit den Landwirten zu den im Text genannten Bewirtschaftungsflächen ist mir enorm wichtig. Gleichzeitig möchte ich vorhandene Kompetenzen, z.B. des NABU Ober-Ramstadt, mit einbeziehen.

Götz Hauptmann: Biologische Vielfalt zu erhalten ist ein wichtiger Teil einer nachhaltigeren Lebensweise. Den Schutz unserer Wälder, Felder, Wiesen und Gewässer schaffen wir, wenn Gesellschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und Politik gemeinsam Lösungen entwickeln. Mit Blumeninseln, Blühstreifen und kluger Bepflanzung können wir das Mikroklima in unseren Orten verbessern und ein kleines Nahrungsangebot z.B. für Bienen schaffen.

Verwandte Artikel