Ober-Ramstädter Stausee belastet Umwelt und Steuerzahler

Für viele Ober-Ramstädter Bürger ist der Stausee an der Modau vor den Toren der Stadt ein echter Hingucker und als Freizeitgebiet nicht mehr wegzudenken. Schiffsmodellbauer, Spaziergänger und Jogger lieben den See und freuen sich an den vielen Wasservögeln, Enten und neuerdings auch Nutrias, die den See bevölkern. Schwere Hochwasserereignisse der Modau können der Stadt heute kaum noch etwas anhaben und werden durch den Damm zurückgehalten.

Die wenigsten Menschen wissen allerdings, dass der Stau des Gewässers die Durchgängigkeit der Modau verhindert, Fische nicht mehr zu ihren ursprünglichen Laichplätzen wandern können und eine Verminderung der biologischen Vielfalt in der Modau die Folge ist. Die bei Starkregen immer mitgeführte Geschiebefracht des Gewässers bildet durch Schlammablagerungen Sandbänke im Unterlauf der Modau, die wiederum als Laichplätze bestimmter Fischarten wichtig sind. Diese Ablagerungen fehlen jetzt und damit auch die auf solche Laichplätze angewiesenen Fische .

Auf der letzten Sitzung des Wasserverbandes Modaugebiet am 16. Januar dieses Jahres wurde vorgestellt, welche immensen Kosten demnächst wieder auf den Wasserverband zukommen, um das Hochwasserrückhaltebecken Ober-Ramstadt zu reparieren. Allein 290 000 € werden für die Sanierung von Grundwassermessstellen, Drainagen und Entspannungsbrunnen sowie für Grundablassstollen und Abwassersammler veranschlagt wobei die Ingenieurleistungen hier noch nicht berücksichtigt sind.

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie / HLNUG) fordert einen maximalen Einstau des Beckens, um zu klären, ob die Dichtigkeit des Dammes insbesondere im Bereich der rechten Talflanke gegeben ist. Dieser Probestau konnte seit dem Bau nicht vorgenommen werden, da die Entwässerungspumpen an der Schlossmühle falsch eingemessen wurden und im Hochwasserfall überschwemmt würden. Dieser Mangel wurde mittlerweile behoben.

Demgegenüber verlangt die Talsperrenaufsicht beim Regierungspräsidium Darmstadt eine vollständige Entleerung des Beckens, um die Grundablassschieber zu überprüfen, die im Hochwasserfall geöffnet werden müssen. Die letzte Entleerung des Rückhaltebeckens erfolgte im Jahr 2005 und kostete den Steuerzahler 480 000 €, wobei der Bodenschlamm noch relativ kostengünstig in einer nahegelegenen Geländemulde untergebracht werden konnte. Eine neuerliche Entschlammung des Stausees könnte weitaus teurer werden, da die Gefahr besteht, dass dieser auf einer Deponie gelagert werden muss.

Jeder private Bauherr würde angesichts einer solchen Kostenexplosion die Reißleine ziehen, ist sich Roland Maiwald von der Bündnis90/Die Grünen- Stadtverordnetenfraktion sicher. Dabei dürfen allerdings keine Abstriche am Hochwasserschutz gemacht werden. Mittlerweile ist jedoch das Hochwasserrückhaltebecken am Modauoberlauf in Herchenrode fertiggestellt und funktionsfähig, sodass teilweise schon eine Entlastung für Ober-Ramstadt gegeben ist. Bündnis90/Die Grünen treten dafür ein, einen teilweisen Rückbau des Dauerstaus am Hochwasserrückhaltebecken in Ober-Ramstadt vorzunehmen, um die ökologischen und ökonomischen Folgekosten des Bauwerks zu minimieren. Naturschutzverbände, Regierungspräsidium, der Wasserverband Modaugebiet und auch die meisten Steuerzahler würde dies sicher erfreuen.

Ist der Stausee noch dicht?                    Foto: Reinhard Fliß

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