Feldwege verbinden Biotope miteinander und geben vielen Kleinlebewesen Schutz und Nahrung. Sie bieten Brutplätze für Vögel wie z.B. die Feldlerche und sind artenreicher als Ackerflächen. Ihr Verschwinden macht große Anbauflächen für Wildbienen und andere Insekten unüberwindbar wie eine Wüste, in der keine Nahrung zu finden ist. Zählungen belegen, dass in den letzten 12 Jahren zwei Drittel aller Insekten verschwunden sind (Krefelder Studie 2017).
Feldwege sind öffentliches Eigentum der Stadt Ober-Ramstadt und gehören allen Bürgern. Auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Jahr 2016, in der wir wissen wollten, ob dem Magistrat bekannt ist, wie viele Feldwege umgebrochen wurden, bekamen wir zur Antwort, dass der Magistrat keine Kenntnis von umgebrochenen Feldwegen habe. Ein daraufhin von uns gestellter Antrag auf eine gezielte Bestandsüberprüfung aller landwirtschaftlicher Wege und vorzuhaltender Ackerrandstreifen führte zur Beauftragung eines Ingenieurbüros. Anhand der Luftbilder aus dem Jahr 2015 wurden insgesamt 265 Verdachtsfälle ermittelt. Sie verteilen sich auf Ober-Ramstadt mit 93, Wembach mit 61, Nieder-Modau mit 49, Rohrbach mit 36 und Ober-Modau mit 26 nicht nachweisbaren Wegen. Ob es sich hierbei in jedem Fall um widerrechtlich umgebrochene Wege handelt wird derzeit im Bauamt überprüft. Die Landwirte wurden angeschrieben und gebeten, doch einmal ihre Betriebsflächen auf mitgenutzte städtische Feldwege zu überprüfen und dies der Verwaltung mitzuteilen.
Bei der Sitzung des Umwelt- und Energieausschusses im März, auf der auch Vertreter der Nabu-Gruppen Ober-Ramstadt und Rohrbach anwesend waren, wurde von ihnen die Bedeutung der Feldwege für den Natur- und Artenschutz betont. Sie verwiesen auf eine blütenintensive Bepflanzung der Wege und der dazugehörigen Ackerrandstreifen und mahnten eine vogelbrutschonende Mahd an.
Trotz der großen Bedeutung, die dieses Thema für den Naturschutz hat, teilte Bürgermeister Werner Schuchmann in einer Ausschusssitzung Anfang des Jahres mit, dass die Verwaltung diesem Vorgang keine Priorität beimesse. In gleicher Weise äußerte sich auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Aron Krist dazu.
Für Bündnis90/Die Grünen bleibt so nur zu hoffen, das die Bienen und ihre Kollegen den anhaltenden Umbruch der Ober-Ramstädter Landschaft zu Agrarwüsten überleben, bis im Rathaus andere Prioritäten gesetzt werden.
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