Auch lokal muss entschieden gehandelt werden Foto: Gerd Altmann, pixabay

Klimakrise: globale Herausforderung ohne lokale Ambitionen

Der neuste Bericht des Weltklimarates bringt keine Überraschungen. Denn grob zusammengefasst sagt er nur aus, dass die Prognosen, die Klimaforscher seit 50 Jahren aufstellen jetzt erschreckende Wirklichkeit werden – durch Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen auch in unseren Breiten. Überraschend ist hingegen die Konsequenz des Bundesverfassungsgerichts, das die Rechte der Jugend auf eine lebenswerte Zukunft feststellt und die Politik zum wirksamen Handeln auffordert.

Ohne Konsequenz bleibt die globale Krise aber scheinbar bei den Zielen und Maßnahmen unserer lokalen Ebene. Ober-Ramstadt hat sich zwar erst kürzlich zum Ziel der Klimaneutralität bekannt und ist dem Kreis der „hessischen Klima-Kommunen“ beigetreten – nachdem schon mehr als die Hälfte aller hessischen Kommunen diesen Schritt gegangen waren. Mit welchen konkreten Maßnahmen in Ober-Ramstadt Klimaneutralität erreicht werden soll, lässt der städtische „Aktionsplan“ aber offen.

Betrachtet man die Energiebilanz der Bereiche Strom, Wärme und Verkehr, so ist Ober-Ramstadt im Strombereich noch am besten aufgestellt – wenn auch nicht gut. Mit den neuen Windenergieanlagen ist in der Gemarkung seit Jahresbeginn immerhin eine bilanzielle Eigenversorgung von 41% erreicht worden. Nach diesem guten Schritt in die richtige Richtung fehlt aber jegliches Konzept für weitere Maßnahmen mit signifikanter Wirkung – erst recht im Wärme- und Verkehrsbereich.

Andere Kommunen der Region werben Landes- und Bundesunterstützung ein, um über Informationskampagnen, Investitionsprogrammen und Klimaschutzmanagement die Bevölkerung und das lokale Gewerbe in der Energiewende mitnehmen. In Ober-Ramstadt tut sich die Stadtverwaltung schon schwer, bei den eigenen Liegenschaften moderne Energie-Standards einzuführen und so zum Vorbild einer nötigen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu werden.

Besonders ärgerlich ist hierbei, dass die Stadt – bei verständlicherweise knappen Ressourcen – nicht nur eine Vielzahl an Förder- und Unterstützungsprogrammen ungenutzt vorüberziehen lässt. Auch die vorhandenen Kompetenzen von lokalen Unternehmen, Institutionen, Vereinen sowie fachkundigen Bürgerinnen und Bürgern werden nicht eingebunden, um ein wirksames Klimaschutzkonzept für Ober-Ramstadt zu gestallten.

Bei diesem ambitionslosen Verharren der Stadt bleibt nur zu hoffen, dass bei der Bundestagswahl im September auch von den Wählerinnen und Wählern in Ober-Ramstadt klare Signale für mehr Klimaschutz ausgehen. Eine klimaneutrale Gesellschaft bis 2045 ist mittlerweile breiter Konsens. Wenn wir dies in nur 24 Jahren erreichen wollen, brauchen wir ein entschiedenes Handeln aller Gesellschaftsteile – nicht zuletzt einer Stadtverwaltung in Ober-Ramstadt.

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